53. EAKE Teilnehmende

(v.l.n.r.) Miroslav Pfann (Tschechien), Daniel Frei (Schweiz), Judit Csoma (Ungarn), Axel Bargheer (Dänemark), Mareile Lasogga (Deutschland), Milos Klatik (Slowakei), Elfriede Dörr (Rumänien), Ksenija Auksutat (Deutschland), Kimmo Kääriänen (Finnland), Martin _Friedrich (GEKE; Österreich), Birgit Lusche (Österreich), Ulrike Swoboda (Österreich), Mario Fischer (GEKE; Österreich), Kersten Marie Stegmann (Deutschland) nicht im Bild: Andreas Hess (Schweiz), Jan Cieslar (Tschechien)

Kirchen sollen nicht einfach auf Armut oder die Flüchtlingssituation in Europa reagieren, „sondern selbst die Initiative ergreifen: Statt eines reaktiven Verhaltens sollten sie neue Themen und die Entwicklung innovativer Lösungsmethoden anstoßen.“ Dies forderte Sándor Fazakas vom Reformierten Kolleg in Debrecen während der 53. Tagung des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa (EAKE). Die historisch bedingte fehlende Bürgerkultur in den Staaten Süd-, Ost- und Mittel-Europas wirke sich in einer unterentwickelten demokratischen Diskurskultur aus. Kennzeichen seien „der mangelnde Respekt vor der Meinung des Anderen und der Verlust an Diskurs und Argumentation.“

Von den Kirchen werde häufig lediglich soziales Engagement in diakonischer Hinsicht erwartet. Fazakas forderte, dass sich die Kirchen darüber hinaus in gesellschaftspolitische Debatten einbringen müsse. Zwar gebe es „keine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums ohne Solidarität mit den Adressaten“, jedoch dürfe sich Kirche nicht unkritisch von staatlicher Seite die Rolle als Dienstleister zuschreiben lassen. So könne Kirche „Raum für Versöhnung öffnen“, auch für den Umgang mit  Leiderfahrungen. Kirche könne „Ängste wegnehmen, Schmerzen lindern und zum Mitleid befähigen“. Angesichts der  sozialen Folgen der europäischen Integrationsprozesse oder neu entstandener Notlagen etwa durch Kriege, Umweltkatastrophen und Flucht, könne Kirche so „einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der europäischen Zivilgesellschaft leisten.“ Dieses Profil der Kirchen wäre „evangeliums- und zeitgemäß zugleich“.

Die 53. EAKE in Beregszasz/Ukraine besuchte die Reformierte Kirche in Transkarpatien, die Kirche der ungarischen Minderheit. Die Konferenz  stand unter der Fragestellung, was Kirchen leisten angesichts fehlender staatlicher Leistungen für soziale Aufgaben. In Beregszasz befindet sich nahe der ungarischen Grenze das Diakonische Zentrum (DCO) der Reformierten Kirche. Das DCO versorgt mittellose Menschen unabhängig von ihrer religiösen Ausrichtung mit Kleidung, Obdach und Nahrung. Im zentrumseigenen Landwirtschaftsbetrieb werden Früchte, Gemüse und Fleisch zum größten Teil selber produziert und kostengünstig zur Verfügung gestellt. Die Suppenküche verteilt täglich eine warme Mahlzeit und einen Laib Brot an mehrere hundert bedürftige Menschen. Ein Heim für ledige Mütter und ein Altersheim für pflegebedürftige Menschen, die sonst auf sich allein gestellt wären, sind weitere Angebote des Zentrums. Es gibt ein Wohnheim für Katastrophenteams, die etwa bei Hochwasser anrücken, sowie eine Freiwillige Feuerwehr in kirchlicher Trägerschaft, da die örtliche Kommune dies nicht mehr gewährleisten kann.

Das Engagement der evangelischen Kirchen in Europa angesichts sozialer Notlagen und der Flüchtlingskrise war das Thema des Zusammentreffens von 16 ökumenischen Fachpersonen aus zehn evangelischen europäischen Kirchen vom 21. bis 24. April 2016  im ukrainischen Beregszasz. Die Einschätzungen des Theologen Fazakas und die Gespräche vor Ort wurden ergänzt durch Länderberichte der Teilnehmenden, die in diesem Jahr aus Deutschland, Tschechien, Rumänien, Österreich, Ungarn, Dänemark, Finnland, der Slowakei und der Schweiz kamen; auch die Gemeinschaft Europäischer Kirchen (GEKE) mit Sitz in Wien war vertreten. Träger des EAKE ist der Evangelische Bund in Deutschland, der Evangelische Bund in Österreich sowie die GEKE. Die 53. Jahrestagung wird voraussichtlich vom 07. bis 11. Mai 2016 in Italien in Venedig stattfinden.

Ksenija Auksutat